Stillen - Erfahrungsbericht und Tipps einer Dreifachmama

Es gibt wohl kaum ein friedlicheres Bild als ein Baby, das sich an die Brust seiner Mutter kuschelt. Stillen gehört zu den natürlichsten Dingen der Welt und es ist ein wahres Wunder, wenn man überlegt was es alles kann: allein durch den Verzehr von Muttermilch nimmt ein Säugling in den ersten 6 Monaten bis zu 5 kg Gewicht zu.

Ja, Stillen ist wunderbar. Aber es ist auch nicht immer ein Kinderspiel, wie ich euch als Mutter von 3 Stillkindern berichten möchte.

Stillen


Inhalte dieser Seite:
Das Baby stillen
Milcheinschuss fördern und Vormilch
Milchpumpe und Stillhütchen
Muttermilch einfrieren
Wie lange stillen?
Abstillen
Stillen in der Schwangerschaft
Stillen beim zweiten Kind
Brustentzündung, Stress und Antibiotika
Stillen und Geschwister
Schmerzen beim Stillen

Das Baby stillen

Bis mein ältester Sohn im Sommer 2011 geboren wurde hatte ich es eigentlich nie so richtig mit einem Baby zu tun. Meine Nichte und meine Neffe wohnen relativ weit entfernt, so dass ich sie in ihrer Babyzeit nur sehr selten gesehen habe und in meinem Freundeskreis war ich die erste, die ein Baby bekam. Ich ging daher recht ahnungslos an den neuen Lebensabschnitt mit Baby ran – ich wusste nur, dass ich Stillen will.

Und dann war es soweit...kurz nachdem mein erstes Baby geboren war, lag es auch schon in ein Handtuch gekuschelt auf meinem Bauch und machte sich instinktiv auf den Weg zu meiner Brust. Es ist wirklich ein Wunder, wie diesen Weg so ein kleines Bündel schon ganz alleine schafft. Noch im Kreißsaal...etwa 20 Minuten nach der Geburt nuckelte nun also das erste Mal ein Baby an meiner Brust.

Ich muss dazu sagen, dass mein ältester Sohn mit nur 2500 g sehr klein war – das machte das Stillen anfangs nicht so einfach, denn sein winziger Mund war eigentlich viel zu klein für die große Brust. Schnell hatte ich dicke blaue „Knutschflecke“ an meiner Brust, die mich sehr schmerzten. Zum Glück gab es im Krankenhaus eine sehr nette Stillberaterin, die mich beim Erlernen der richtigen Anlegetechnik unterstützte. Um der Brust etwas Erholungszeit zu geben, nutze ich vorrübergehend Stillhütchen. Da ich auch schon beim ersten Kind unter heftigen Nachwehen litt, nahm ich sowieso Schmerzmittel.

Den Milcheinschuss fördern und die Frage, ob die Vormilch das Baby sättigt

Um die Milchbildung anzuregen, sollte das Baby regelmäßig (alle 3-4 Stunden) angelegt werden. Wenn das wie bei mir aufgrund von aufgebissenen Brustwarzen nicht so einfach ist, dann empfehlen Stillberater das Abpumpen von Milch in den ersten Tagen. Wobei von Abpumpen ja hier eigentlich noch gar keine Rede sein kann, denn der Milcheinschuss kommt ja erst am 3.-4. Tag nach der Geburt. Vorher sind es nur wenige Milliliter Vormilch (Kolostrum), die das Baby aber trotzdem sehr gut stärken. Den meisten Babys reicht auch die Vormilch, wenn sie regelmäßig angelegt werden oder aus einem Fläschchen die abgepumpte Milch bekommen. Meine Hebamme hat immer gesagt, dass das Zufüttern von Milchnahrung in den ersten Tagen im Krankenhaus nicht nötig ist, wenn das Baby gesund ist. Aufgrund meiner Schwangerschaftsdiabetes musste sich der Blutzucker bei meinen Babys jedoch immer erst einpendeln. Da sie zudem recht klein waren, erhielten sie mit meinem Einverständnis gelegentlich eine Elektrolytlösung als Ergänzung zu meiner Muttermilch.

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Milchpumpe und Stillhütchen

Am vierten Tag nach der Geburt ging es mit unserem Baby nach Hause. Im Gepäck hatten wir eine große elekrtrische Milchpumpe, die mir meine Frauenärztin auf Rezept verschrieben hatte um die Heilung der Brustwarzen zu ermöglichen. Mit Unterstützung der Milchpumpe, der Stillhütchen und ganz ganz viel Ruhe lernten mein Sohn und ich nun gemeinsam das Stillen. Der Milcheinschuss funktionierte wunderbar und durch das anfängliche Abpumpen hatte ich riesige Vorräte an Muttermilch.

Nachdem meine Brustwarzen verheilt waren, schlich ich das Abpumpen langsam aus, so dass sich die Milchbildung meines Körpers der tatsächlichen Nachfrage des Hungers meines Babys anpasste. Und auch die Stillhütchen brauchte ich nur vorrübergehend. Meine Hebamme hatte den Tipp, die Hütchen an der Spitze aufzuschneiden, so dass sich das Baby langsam an das richtige Trinken von der Brust gewöhnt. Es hat super funktioniert! Ich habe auch Freundinnen, welche die Stillhütchen über die gesamte Stillzeit verwendet haben. Das sei jedem selbst überlassen. Ich fand es einfach praktischer das Baby überall und jederzeit anlegen zu können ohne vorher große Vorbereitungen treffen zu müssen.

Muttermilch einfrieren

Durch das Abpumpen hatte ich genug Muttermilch zum Einfrieren übrig. Dafür hatte ich mir die Muttermilchbeutel von Lanisoh besorgt. Sie sind vorsterilisiert, halten dicht und sorgen für ein schnelles Einfrieren und Auftauen der Muttermilch. Das Auftauen geht übrigens ganz einfach, indem man den Muttermilchbeutel in eine Tasse mit heißem (nicht kochenden!!) Wasser gibt. Eingefrorene Muttermilch ist in der Kühltruhe für 3-6 Monate haltbar. Doch wofür braucht man eigentlich eingefrorene Muttermilch? Ganz einfach: ein Vorrat an Muttermilch ermöglicht es euch als Mama auch mal wieder für eine Kurze Zeit abwesend zu sein und das Stillen des Hungers eures Babys dem Papa oder anderen Vertrauten zu überlassen. Muttermilch hält sich aber auch für 24 Stunden im Kühlschrank. Und einfacher Hand-Milchpumpen sei dank kann man (Frau) als Mama so für eine kleine Auszeit vorsorgen.

Wie lange stillen?

Als mein Baby 4 Monate alt wurde, machte ich mir so langsam Gedanken über die Einführung von Babybrei und die Frage wie lange ich eigentlich mein Baby voll stillen sollte. Ich belas mich im Internet, unterhielt mich mit meinem Kinderarzt und meiner Hebamme. Schließlich entschloss ich mich das ausschließliche Stillen – wie von der WHO empfohlen – nicht vor Beginn des 7. Lebensmonats zu beenden. Ab da begannen wir mit der Beikosteinführung. Parallel zum ersten Babybrei stillte ich meinen Sohn weiterhin nach Bedarf. Mit jeder weiteren Beikostmahlzeit nahmen die Mahlzeiten an der Brust ab. Und als der kleine Mann 7 Monate alt war, stellte ich fest, dass ich wieder schwanger war.

Stillen in der Schwangerschaft

Da wir uns Kinder mit einem geringen Altersunterschied wünschten und alles problemlos klappte, war ich bereits im 1. Lebensjahr des Erstgeborenen erneut schwanger. Soviel also zum Thema: in der Stillzeit kann man nicht schwanger werden *husthust*. Zu Beginn meiner zweiten Schwangerschaft wurde der Kleine noch mit Ausnahme der Mittagsmahlzeit voll gestillt. Es wird ja oft gemunkelt, dass sich der Geschmack der Muttermilch bei einer Schwangerschaft verändert. Das kann ich nicht beurteilen – ich kann nur sagen, dass es meinen Sohn überhaupt nicht gestört hat. Er hat froh und munter weiter gesuffelt und sich an den immer größer werdenden Babybauch gekuschelt. Die letzte Milchmahlzeit war für lange Zeit das morgendliche Stillen.

Abstillen

Ich hatte mir immer gesagt, dass ich nicht möchte, dass das Kind an meine Brust gelaufen kommt. Außerdem wollte ich meinen Körper vor der nächsten Geburt gern wieder etwas für mich, so dass ich mein Baby kurz vor seinem 1. Geburtstag abstillte. Viel gemacht habe ich dafür nicht. Der Kleine hat einfach morgens Frühstück für Babys bekommen und die Milch bildete sich ganz alleine ohne Schmerzen zurück. Nach dieser tollen Stillzeit ging ich ganz enstpannt an die zweite Geburt heran und freute mich wieder auf das Stillen.

Stillen beim 2. Kind

Als auch die Geburt meines zweiten Kindes ganz wunderbar und ohne Probleme vorbei war, krabbelte nun wieder ein kleines Baby noch im Kreißsaal (als ob es ganz selbstverständlich wäre) an meine Brust. Das Stillen funktionierte diesmal gleich zu Beginn ganz wunderbar und ich brauchte weder Milchpumpe noch Stillhütchen, die ich vorsorglich im Gepäck hatte. Auch diesmal durfte ich wieder 3 Tage nach der Geburt nach Hause, wo schon mein Mann und der damals 16 Monate alte "große" Bruder warteten...

Brustentzündung, Stress und Antikiotika in der Stillzeit

Und dann schlugen sie zu...die Heultage...ich hatte auf einmal ein tierisch schlechtes Gewissen gegenüber dem großen Bruder, da ich ja nun ein „neues“ Baby hatte. Irgendwie wuchs mir im Hormonchaos alles über den Kopf und so sorgte der Stress, den ich mir selbst machte, für eine dicke Brustentzündung. Das Baby war zu diesem Zeitpunkt grade mal eine Woche alt. Anfangs versuchte meine Hebamme mit allerhand Hausmitteln gegen die Brustentzündung zu kämpfen. Leider reichte das nicht und so bekam ich kurzfristig einen Termin bei meiner Frauenärztin. Als sie meine feuerrote, harte und geschwollene Brust sah, war für sie klar, dass ich ein Antibiotikum benötige. Zum Glück gibt es sehr gut verträgliche Antibiotika für die Stillzeit, die nicht in die Muttermilch übergehen und so ohne Sorgen genommen werden können.

Das Antibiotikum schlug gut an und schon nach wenigen Tagen konnte ich mein Baby wieder ganz entspannt ohne Schmerzen stillen. An diesem Punkt der Brustentzündung brechen leider schon viele Frauen das Stillen ab. So wurde auch meiner Freundin, die zur gleichen Zeit entbunden hatte und mit einer entzündeten Brust kämpfte von ihrer Frauenärztin das Abstillen empfohlen. Dass es die Möglichkeit einer stillverträglichen Antibiotikatherapie gibt, wurde ihr gar nicht gesagt.

Stillen und größere Geschwister

Die Stillzeit mit meinem zweiten Baby verlief insgesamt ähnlich entspannt wie mit dem ersten Baby. Diesmal war es zwar nicht ganz so ruhig im Haus, da der noch nicht mal Zweijährige immer mit herumwirbelte. Nicht selten saß ich mit 2 Kindern im Arm auf der Couch und schaute Bilderbücher an, während das Baby sich an der Brust stärkte. Eifersüchtig war der "große Bruder" aber nie – vielleicht war er dafür noch zu klein. Und dass er selbst bis vor kurzem Milch an der Brust getrunken hatte, hatte er wohl schon vergessen. Er kam jedenfalls nie an und wollte auch etwas ab haben ;-)

Pünktlich zum 1. Geburtstag war dann auch Baby Nummer 2 abgestillt und ich hatte meinen Körper wieder für mich.

Schmerzen beim Stillen

Zu guter Letzt kam im Januar 2015 in der 37. Schwangerschaftswoche meine kleine Tochter auf die Welt. Auch sie war recht klein und hatte anfangs Probleme mit der großen Brust. Es dauerte nicht lange und meine Brustwarzen waren total zerbissen. Dieses Mal war es so schlimm, dass auch die Stillhütchen nicht wirklich halfen. Aufgrund ihrer Neugeborenengelbsucht mussten wir nach der Entlassung nochmal für ein paar Tage in die Kinderklinik. Entspanntes Stillen war dort leider gar nicht möglich und so wurden meine Brustwarzen immer schlimmer. Ich pumpte nachts ab, da ich vor Schmerzen nichts mehr an meine Brust lassen konnte. Insgesamt habe ich die ersten 3 Lebenswochen meiner kleinen Tochter mit starken Schmerzen gestillt. Ich war sehr oft kurz davor alles abzubrechen und Milchnahrung zu kaufen. Zum Glück baute mich meine Hebamme immer wieder auf und tief in mir drinnen wusste ich ja auch von den großen Brüdern, dass das Stillen klappen kann. Ich glaube ansonsten wäre ich an diesem Punkt verzweifelt. Ich habe abwechselnd Paracetamol und Ibuprofen genommen und viele Cremes und Salben ausprobiert. Am besten hat mir dann schlussendlich die ganz normale Bepanthen Creme geholfen.

Liebe Mamas...wenn ihr das jetzt gelesen habt, weil ihr große Schmerzen beim Stillen habt: dann bitte haltet durch. Es wird wirklich besser, auch wenn man das manchmal nicht so richtig glauben kann. Fragt eure Hebamme oder eine Stillberaterin um Hilfe bei der richtigen Anlegetechnik und versucht euch soviel Ruhe wie möglich zu gönnen. Nach meiner Erfahrung ist Ruhe und Entspannung der Schlüssel für eine glückliche Stillbeziehung.
...und wenn ihr nicht stillen könnt...aus welchen Gründen auch immer....dann ist das auch okay! Setzt euch nicht unter Druck – jede Mama weiß selbst am besten was das Richtige für sie und ihr Baby ist!
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Mein Babybrei-Buch von Jenny Böhme